21.03.2025 Gemeinsamer Aufruf: Bitte keine Hunde frei auf Wiesen laufen lassen!

Christian Fischer kennt die Ausreden. Er hört sie immer wieder. „Mein Hund macht so was nicht.“ „Normalerweise habe ich ihn immer an Leine. Nur gerade mal nicht.“ Und so weiter. Dabei kann die vermeintliche Lappalie, dass ein Hund frei über eine geschützte Wiesenfläche saust, dramatische Folgen für seltene Wiesenbrüter wie Braunkehlchen, Bekassine oder Kiebitz haben. Denn werden die Vögel in der jetzt beginnenden Brutzeit aufgeschreckt, geben sie im schlimmsten Fall ihr Nest auf. Ohne Schutz sind Eier oder später Jungvögel bei einer Störung auf jeden Fall.
Treffpunkt: Meederer Rieth. Dort, in den feuchten Wiesen unweit von Wiesenfeld, leben zum Beispiel Braunkehlchen. Zwei bis drei Brutpaare werden es sein. Eines weiß Frank Reißenweber von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Coburg sicher: „Hier befindet sich eines der letzten Braunkehlchen-Vorkommen im Coburger Land.“ Fünfzehn Brutpaare wird es vielleicht noch insgesamt geben, vor 40 oder 50 Jahren werden es zwanzig Mal so viel gewesen sein. Deshalb steht das Braunkehlchen auf der Roten Liste der stark gefährdeten Tierarten. „Wenn es da keine Bruterfolge mehr gibt, dann wäre das ein sehr drastischer Verlust“, sagt Christian Fischer, der als Gebietsbetreuer der Coburger Kreisgruppe im Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) die Bestände der Wiesenbrüter in der Region seit Jahren verfolgt.
Jetzt beginnt die sensibelste Zeit. Weil Braunkehlchen den Winter weit weg südlich der Sahara verbringen, kehren sie erst zwischen April und Mitte Mai in ihre Brutgebiete zurück. Dort fühlen sie sich auf Flächen wie dem Meederer Rieth wohl. Weil diese ganz spät, am besten erst Ende Juli, gemäht werden und Jungvögel deshalb ungestört aufwachsen können. Im Meederer Rieth, einem ausgewiesenen Vogelschutzgebiet, ist das möglich, weil dort Ausgleichsflächen für die A 73 besonders naturnah bewirtschaftet werden. Wege durchs Rieth gibt es dennoch, auch Schilder mit Hinweisen auf seltene Vogelarten und das richtige Verhalten. Ganz wichtig dabei: Bitte auf den Wegen bleiben! Wenn das alle machen würden, wäre schon viel geschafft.
Schließlich gibt es eh schon genug Risikofaktoren für Wiesenbrüter. „Es gibt 1000 Gründe, warum ein Gelege kaputt gehen kann“, sagt Christian Fischer und nennt Fuchs, Marder oder schlechte Witterung als Beispiele. Da müsse doch der Mensch mit seiner Gedankenlosigkeit nicht auch noch Teil des Problems werden. „Einfach mal das Gemein- vor das Einzelwohl stellen und Grünland während der Zeit des Aufwuchses meiden“, empfiehlt der LBV-Gebietsbetreuer.
Ohne einen Anspruch auf eine repräsentative Einschätzung erheben zu wollen, glaubt Christian Fischer: „Gefühlt fifty-fifty ist es mit den Hunden.“ Jeder Zweite sei an der Leine, jeder mehr wäre ein guter Dienst an der Natur. Es sei ja nicht so, als würde der Schutz von Wiesenbrüter-Flächen jeglichen Auslauf verhindern, ergänzt Frank Reißenweber. Ausgewiesene Naturschutzgebiete mit Wege- und Leinengebot machen gerade mal zwei Prozent des Landkreisgebiets aus. „Da gibt es also genug geeignetere Flächen“, sagt der Diplom-Biologe.
Die Vogel- und Naturschützer sind übrigens nicht alleine mit ihrem Wunsch, dass Hundebesitzer mit Tieren grundsätzlich Grünlandflächen meiden sollen. Auch der Bayerische Bauernverband (BBV) hat bereits mehrfach Aufrufe mit dem gleichen Inhalt veröffentlicht. Gerade im Itzgrund, wo Landwirtschaft auf und neben geschützten Flächen stattfindet, ist Hundekot im Grünfutter zu einem echten Problem für die Landwirte geworden. Gabriel Lieb als Geschäftsführer des BBV-Kreisverbandes Coburg weiß von Todesfällen bei Kühen, die nachweislich auf Hundekot im Futter zurückzuführen waren. Deshalb ist sich Lieb mit dem LBV einig: „Wer auf den Wegen bleibt und seinen Hund an der Leine führt, zeigt richtiges Verantwortungsbewusstsein.“
Weitere Infos:
Aufgepasst: Im Coburger Land gibt es Wiesenbrütergebiete im Itzgrund, den Glender Wiesen, dem Offenland bei Meeder/Wiesenfeld/Sulzdorf/Beuerfeld, den Schafswiesen südlich von Wiesenfeld und in der Rodach.
Info: Genaue Beschreibungen der Flächen gibt es im Flyer „Wiesenbrüter im Coburger Land“. Diesen gibt es im Landratsamt Coburg sowie hier zum zum Download:

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