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Teaser Weiterer Protest gegen die geplanten Stromtrassen durch den Landkreis Coburg

In die Phalanx der Einwender gegen die geplanten Stromtrassen durch den Landkreis Coburg reiht sich auch der Zweckverband „Grünes Band" ein. Landrat Michael Busch hat, als Verbandsvorsitzender, in dieser Woche schriftlich die Bedenken nach Berlin geschickt. Aus Sicht des Großprojektes „Grünes Band" werden natürlich in erster Linie die gravierenden Eingriffe in die Natur mit tiefgreifenden fachlichen Argumenten herausgearbeitet. Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch die Tatsache, dass nicht nur die bayer. Landkreise Coburg und Kronach protestieren, sondern auch explizit die Thüringern Kreise Hildburghausen und Sonneberg sich über ihre Mitgliedschaft im Zweckverband in den Kreis der Einwender einreihen.

Hier der Brief im Wortlaut:

„Sehr geehrte Damen und Herren,

im Juni 2010 wurde das Naturschutzgroßprojekt des Bundes "GRÜNES BAND - Rodachtal - Lange Berge - Steinachtal" (Lkr. Coburg, Kronach, Hildburghausen, Sonneberg; Bayern / Thüringen) gestartet. Die Freistaaten Thüringen und Bayern sowie der Projektträger (= Zweckverband "GRÜNES BAND - Rodachtal - Lange Berge - Steinachtal") wurden im Förderbescheid zum Naturschutzgroßprojekt verpflichtet, im Rahmen ihrer rechtlichen Möglichkeiten auch darauf hinzuwirken, dass im Fördergebiet keine weiteren infrastrukturellen Neu- und Ausbaumaßnahmen vorgenommen werden, die den Projektzielen zuwider laufen.

Im Netzentwicklungsplan 2025, Version 2015 sind nun noch zwei weitere Stromtrassen im Fördergebiet des Naturschutzgroßprojektes zur Errichtung und Sicherung schutzwürdiger Teile von Natur und Landschaft mit gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung in Planung:
P44 und P44 mod,
DC5 / DC6.

Das Naturschutzgroßprojektgebiet wird bereits durch die im Bau befindliche 380 kV-Leitung zwischen Landesgrenze Bayern / Thüringen und Redwitz a.d. Rodach aufgrund der Zerschneidung von ökologisch sehr wertvollen, überregional bedeutsamen Lebensräumen deutlich beeinträchtigt.

Der Zweckverband "GRÜNES BAND - Rodachtal - Lange Berge - Steinachtal", bestehend aus den Landkreisen Hildburghausen, Sonneberg, Coburg und Kronach, hat daher bereits in seiner Sitzung vom 11.12.2012 den Beschluss gefasst, dass das national bedeutsame Naturschutzgroßprojektgebiet keinesfalls durch weitere 380 kV-Leitungen bzw. Gleichstromleitungen zerschnitten werden darf.

Leitziel des Naturschutzgroßprojektes ist der Biotopverbund zahlreicher naturschutzfachlich wertvoller Lebensräume im Bereich des Projektes, wobei dem Grünen Band als "Rückgrat" eine Vernetzungsfunktion zukommt. Großflächige Wälder, wertvolle Kulturlandschaftsbiotope und Fließgewässer sind über funktional geeignete Trittsteine und Korridore daran angebunden. Hauptzielsetzung ist es, naturnahe Abschnitte des Grünen Bandes im Projektgebiet dauerhaft in ihrer Lebensraum- und Strukturvielfalt zu erhalten und andere Bereiche gezielt zu entwickeln, um den naturschutzfachlichen Wert wiederherzustellen. Weitere Ziele sind der dauerhafte Schutz, die Pflege und die Entwicklung wertvoller, seltener oder bedrohter Waldgesellschaften und Kulturlandschaftsbiotope sowie die Fließgewässerrenaturierung in ausgewählten Abschnitten.

Das FFH-Gebiet 5632-302 "Tal der oberen Itz" und das NSG "Itztal und Effeldertal bei Weißenbrunn vorm Wald" sind im Pflege- und Entwicklungsplan des Naturschutzgroßprojektes als "ökologisch sehr wertvoll von überregionaler Bedeutung für den Artenschutz" eingestuft. Mit ca. 50 ha Wasserfläche ist der "Froschgrundsee" (Schönstädtspeicher) das größte stehende Gewässer im Projektgebiet und ist damit von besonderer Bedeutung für das Naturschutzgroßprojekt als Rast- und Brutgebiet zahlreicher gefährdeter gewässer- und feuchtgebietsgebundener Arten wie z.B. Schwarzstorch, Graureiher, Silberreiher, Kormoran, Fischadler, sowie diverse Gänse, Enten (z.B. Krickente) und Limikolen.

Durch den Bau der ICE-Trasse und der im Bau befindlichen 380 kV-Leitung ist bereits eine Verschlechterung dieses NSG's und FFH-Gebiets eingetreten. Durch den Bau von weiteren Hochspannungsleitungen in unmittelbarer Nähe würde nun eine nicht mehr akzeptable weitere Verschlechterung der naturschutzfachlichen Qualität dieses Gebietes eintreten, die auch die bundesweite Bedeutung des Naturschutzgroßprojekts in diesem Bereich in Frage stellen könnte.

Der Bau der 380 kV-Leitung über den Froschgrundsee und Itztal quer zur Hauptzugrichtung hat bereits trotz der Markierung der Erdseils zu einer nicht hinnehmbaren Beeinträchtigung besonders geschützter Vogelarten geführt. Da insbesondere viele Langstreckenzieher nachts fliegen, kommt es zu tödlichen Zusammenstößen mit Freileitungen, die sie - auch trotz der Erdseilmarkierung - im Dunkeln nicht sehen können. Auch bei schlechter Witterung (Nebel) und starkem Wind sind Zusammenstöße mit dem Erdseil unvermeidbar. Bei schlechten Witterungsbedingungen sind auch alle oben genannten Brutvögel und Nahrungsgäste besonders durch Leitungsanflug betroffen.

Die Überspannung der Graureiher-Brutkolonie wird zumindest bei jungen, noch flugunerfahrenen Graureihern, zu einer nicht akzeptablen Erhöhung der Mortalität aufgrund von Leitungsanflug führen (Verstoß gegen das Tötungsverbot).

Das NSG "Naturwaldreservat Schwengbrunn" und das FFH-Gebiet 5631-371 "Muschelkalkzug von den Langen Bergen bis nach Weißenbrunn v. Wald" im Bereich der Hohe Schwenge wurden im Pflege- und Entwicklungsplan des Naturschutzgroßprojekts ebenfalls als "ökologisch sehr wertvoll von überregionaler Bedeutung für den Artenschutz" eingestuft. Hier kommt insbesondere der FFH-Lebensraumtyp Waldmeister-Buchenwald (Asperulo-Fagetum) (LRT 9130) vor. Naturschutzfachlich bedeutsame Arten sind z.B. Hohltaube, Mittelspecht, Rotmilan, Bechsteinfledermaus, Mausohr und Mopsfledermaus. Durch die Anlage von weiteren Maststandorte und Zufahrtswege ist mit zusätzlichen Beeinträchtigung von wertvollen orchideenreichen Waldmeister-Buchenwald zu rechnen. Auch die an die Rodungsflächen angrenzenden Waldbereiche werden durch Veränderung des Mikroklimas (Licht, Feuchtigkeit) und der Vegetation beeinträchtigt. In den an die Rodungsflächen angrenzenden Waldrandbereiche wird sich durch den verstärkten Lichteinfall eine dichtere Kraut- und Strauchschicht einstellen. Für das im FFH-Gebiet vorkommende Mausohr werden sich damit die Lebensbedingungen verschlechtern, da diese Art dicht über den Waldboden jagt. Eine dichtere Kraut- und Strauchschicht verschlechtert somit die Jagdbedingungen für das Mausohr. Das gilt auch für besonders geschützte Vogelarten geschlossener, großräumiger Wälder wie den Schwarzspecht oder Waldkleineulen (Sperlingskauz, Rauhfußkauz). Die indirekten Wirkungen der Leitung auf die geschützten Arten sind daher nicht als unerheblich einzustufen. Das Entwicklungsziel "Erhalt, Entwicklung und Wiederherstellung naturnaher alt- und totholzreicher Wälder" des Pflege- und Entwicklungsplan für das Naturschutzgroßprojekt wird daher in diesem Kerngebietsteil erheblich beeinträchtigt werden, da nach dem Bau von weiteren Hochspannungsleitungen keine flächige naturnahe Entwicklung eines geschlossenen Waldgebiets mehr möglich wäre.

Der Zweckverband lehnt daher die Errichtung einer weiteren 380 kV-Leitung sowie einer Gleichstromleitung durch das Naturschutzgroßprojektgebiet ab, da dies mit der Bedeutung des gesamtstaatlich repräsentativen Naturschutzgroßprojekts "Grünes Band Rodachtal - Lange Berge - Steinachtal" nicht zu vereinbaren ist.

gez.
Michael Busch
Verbandsvorsitzender „

Leerraum - nicht löschen!!!

Landarzt mal anders.

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